Erst warme Füße, dann Tablets

20.12.2018

VBE-Umfrage: Digitalisierung an Olper Grundschulen unzureichend

Schon seit über zehn Jahren verlangen die Richtlinien der Grundschulen von den Lehrkräften, dass digitale Medien „Gegenstand der Arbeit im Unterricht“ (Richtlinien Grundschule NRW 2008) sein sollen. Die Kultusministerkonferenz hat im Jahr 2016 vor diesem Hintergrund die Strategie „Bildung in der digitalen Welt“ beschlossen und sich über einen gemeinsamen Medienkompetenzrahmen der Bundesländer verständigt. So sollen die Lehrkräfte den Schülerinnen und Schülern zeigen, wie man beispielsweise Computer oder Tablets bedient, wie man im Internet recherchieren und sich informieren kann und auch wie man miteinander kommuniziert und kooperiert. Gleichzeitig entwickelt sich aber die Lebenswirklichkeit der Schülerinnen und Schüler hinsichtlich der Digitalisierung so schnell, dass es insbesondere in heutigen Zeiten immer schwerer wird, den Umgang der Kinder mit diesen Medien kompetent zu begleiten.

Während die Eltern vor zehn Jahren noch Klapphandys besaßen, mit denen man telefonieren und vielleicht noch Musik hören konnte, laufen ihre Sprösslinge heute mit den neuesten Smartphones über den Schulhof. Bezogen auf die Digitalisierung befinden sich allerdings die Schulen, besonders die Grundschulen, in einem fatalen Dilemma zwischen dem Anspruch des Medienkompetenzrahmensund Lebenswirklichkeit.

Um die digitale Lebenswirklichkeit der Kinder in den Olper Grundschulen zu erfassen, hat der Kreisverband Bildung und Erziehung Olpe hierzu die Lehrkräfte der 23 Grundschulen und die jeweiligen Schulträger befragt.

Die Rückmeldungen der Lehrkräfte sind alarmierend. Nur knapp über 10 % der Schulstandorte sind bisher an ein Breitbandnetz angeschlossen. Weniger als die Hälfte der Schulen verfügen über ein WLAN-Netz. Lehrkräfte bemängeln eine unzureichende Ausstattung von Rechnern am Arbeitsplatz, um beispielsweise nach der neuen Datenschutzgrundverordnung sensible Daten wie Zeugnisse oder Förderempfehlungen verarbeiten zu können. Zum größten Teil wird diese Arbeit demnach in den häuslichen Arbeitszimmern verrichtet. Mobile Endgeräte wie digitale Tafeln oder Tablets gibt es lediglich an zwei Standorten. Die Hälfte aller Schulstandorte besitzt keinen eigenen Computerraum. Lediglich in den Klassen stehen zwei bis drei Rechner mit einem veralteten Betriebssystem, die daher im täglichen Unterricht wenig Anwendung finden. Die Wartung und Pflege der noch geringen Anzahl an Endgeräten stellt sich aber jetzt schon als ein großes Problem heraus.

Für Mike Ochmann, Vorsitzender des Kreisverbandes Bildung und Erziehung Olpe, ist das Ergebnis dieser Umfrage nicht überraschend: „Wir haben derzeitig auch im Kreis Olpe an den Grundschulen einen erheblichen Mangel an originär ausgebildeten Lehrkräften, gerade im Bereich des Gemeinsamen Lernens. Die Lehrkräfte stecken den größten Teil ihrer Ressourcen unter den gegebenen mangelhaften Rahmenbedingungen in die Umsetzung der Inklusion, insbesondere in die steigende Anzahl der Kinder mit den Förderschwerpunkten „Lernen“ und „emotionale und soziale Entwicklung. Da ist die schlechte digitale Ausstattung der Grundschulen nur das i-Tüpfelchen.“  

Zur Optimierung der Digitalisierung der Schulen in Nordrhein-Westfalen hat die Landesregierung Ende des Jahres 2016 den Beschluss gefasst, den Kommunen Fördermittel aus dem Programm „Gute Schule 2020“ für die Sanierung und Modernisierung ihrer Schulgebäude, für den  Neu- und Umbau der kommunalen Schulinfrastruktur und für zeitgemäße Digitalisierungsmaßnahmen bereitzustellen.
Die Rückmeldungen der Kommunen hinsichtlich der Digitalisierung in den Grundschulen und der Verwendung dieser Gelder ist auf die nächsten Jahre gesehen vielversprechend. „Die Kommunen haben uns zurückgemeldet, dass sie die Modernisierung der Grundschulen im Blick haben, auch die Ausstattung der digitalen Medien. Jedoch liegt die Priorität zunächst darin, die Schulgebäude zu unterhalten und zu sanieren. Also erst warme Füße, dann Tablets.“, fasst Ochmann kurz mit dem Wissen zusammen, dass auch Tablets kein didaktisches Allheilmittel sind.

Text: Ochmann, VBE Olpe

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